T i e r i s c h gute Fahrt nach Trinidad

..... und dann wurde es doch wieder ein paar Tage länger. Wir verschoben den Abreisetermin täglich auf den nächsten Tag – aber nochmal Grünzeug und Vitamine gebunkert (hier gab es die größten Pampelmusen, die wir je gesehen hatten)

Donnerstag den 11.6.2009, 9.45 Uhr mit Eintreten der Ebbe fiel der Startschuß. Diese für uns so südstaatenmäßig anmutende Atmosphäre nach ca. 3 Wochen schon wieder hinter uns zu lassen, fiel uns schwer. Wehmütig traten wir den Rückweg über den Fluß in Richtung des großen Ozeans an.

Und ich möchte es gar nicht verschweigen, diesmal verließen wir das Land mit Schimpf und Schande. Wer schimpft? Die Schwalben, eine Schar von mindestens 6 dieser munteren Vögel flog aufgeregt zwitschernd mit uns den ganzen Fluß hinunter. Während wir an der Mooring lagen, waren sie unsere treuesten Gäste außer den Fledermäusen, aber wir konnten doch ihretwegen nicht bleiben? Es schien uns auch, als wenn sie fürchterlich mit uns schimpfen, es war kein Abschiedsgruß wie tschö und mach et jut ....

Im Eifer des Ablegeprozederes dachten wir uns auch noch nichts dabei, es wunderte uns jedoch, daß sie mal am Mast, mal am Segel oder fliegend in der Luft uns hinausbegleiteten aus Domburg. Erst auf dem Meer waren sie weg. O je, was sahen wir da später aus dem Baum herauslugen? Viele kleine Hölzchen und Blätter, die hatten sie fleißig gesammelt während unseres Aufenthalts in Domburg. Ein fast fertiges Nest rutschte so nach und nach heraus. Das tat uns sehr leid, daß sie das nicht mehr für ihre Familiengründung nutzen konnten. Erleichterung , daß noch kein Nachwuchs drinnen lag, wir hätten ja die Kinder entführt und die Familie entzweit. Und ob wir ihnen das Fliegen hätten beibringen können? So ist das nochmal gut gegangen und sie werden hoffentlich schnell ein neues Nest bauen.

Die einen kommen, die anderen gehen. Delfine lösten die Schwalben ab. Zahlreich tummelten sie sich fast täglich um uns herum. Tauchen sie auf, wollen wir sie auch sehen und leider liegt der Fotoapparat in dem Moment meist im Schiff und nicht knipsbereit. Drum saß der Käpt´n eines Morgens ganz geduldig auf der Lauer am Bug und sein Warten wurde belohnt.

Es gab noch mehr Besuch auch an der Angel. Frischer Fisch war keine Mangelware. Doch eines Morgens nach der Freiwache als ich die Augen aufmachte, sah ich erstaunt einen eifrig draußen putzenden Käpt´n – das gegen 8 Uhr morgens? Das Surren der Angel hatte fette Beute versprochen. Sie entpuppte sich als „Schiffshalterfisch“. Den kannte ich noch nicht und erfuhr nun, daß dies ein Fisch ist, der sich mit seiner Saugplatte an einen „Gastgeber“ ansaugt und ihn von Parasiten befreit.

Der Haken war nicht fest im Maul und Wilfried löste ihn rasch und wollte ihn zurück in die Freiheit schicken. Das ist kein Fisch, den man essen möchte. Mr. Fisch machte bei dem Manöver eine halbe Rolle und saugte sich so fest an der Backskiste, daß er nicht mehr zu lösen war. Diese Befreiungsaktion konnte er leider nicht überleben. Drum der frühe Hausputz und die Angel ließen wir dann drinnen. Auf dem Foto (anklicken zum vergrößern) kannst Du deutlich die Ansaugfläche sehen, sieht ähnlich aus wie ein Kühlergrill oder eine Schuhsohle.

Piraten greifen im Morgengrauen an? Eine seltsame Situation gegen 5 Uhr morgens am 3. Segeltag macht uns sehr nachdenklich und bis heute wissen wir sie nicht richtig einzuordnen. Noch im Dunkeln sehen wir eine lange Zeit hinter uns Navigationslichter, immer auf unserem Kurs. Wir unter Segel, sie als Motorschiff (größeres Fischerboot), sie werden wohl ordnungsgemäß ausweichen. Aber nein, immer näherkommend steuern sie direkt auf uns zu.

Große Schiffe weichen immer aus, wir beobachten und ändern daher nichts am Kurs. Nun wurde es langsam hell und inzwischen war das andere Schiff gut zu erkennen, wir sahen aber die rote und die grüne Lampe. Das bedeutet, sie steuern geradewegs immer noch auf uns zu. Jetzt so nah, daß wir bereits Leute sehen können und der Käpt´n wurde gezwungen, das „Manöver des letzten Augenblicks“ einzuleiten. Er änderte den Kurs, sie entsprechend auch. Nanu, dann nocheinmal – sie auch. Immer parallel zu uns.

Das war nun nicht mehr normal zu erklären und blitzschnell wurde alles bereitgelegt, was evtl. uns zur Verteidigung dienen konnte. Enterhaken, Handfackeln und Messer und wir zeigten mutig und deutlich Präsenz. Was um diese Zeit am Morgen von möglichen Angreifern nicht vermutet werden konnte. Für richtig Angst bleibt keine Zeit und eigentlich fehlt in unserer Phantasie auch die Vorstellung für richtig „Böses“. Die Berichte, die teilweise auch in den Transoceanberichten (TO) erscheinen über Überfälle auf See, haben wir natürlich gelesen und ausklammern solcher Gefahren geht dann auch nicht mehr.

Sie steuern weiter direkt auf uns zu und wir sehen dann, daß sie ein zweites unbeleuchtetes Boot im Schlepp haben. Durch das Zwielicht und das dadurch noch graue Wasser konnte man das vorher nicht sehen. Nur noch 100 Meter hinter uns ziehen sie ihr Boot dann doch haarscharf am Rand von Senta vorbei. 6 Männer gucken zu uns herüber aus dem 1. Boot, aus dem 2. schaut uns nur einer entgegen, starr und bewegungslos.

Nochmal ein banger Augenblick und Herzklopfen, sie fuhren weiter.

Bis heute können wir auch im Nachhinein keine sinnvolle Erklärung dafür finden. Ihr müßt wissen, daß bisher jedes größere Schiff meilenweit in der Ferne bereits des Kurs ändert, wenn wir auf ihrem Radar erscheinen. Ein Schiff unter Motor weicht einem Segelschiff aus. Und jetzt in unserem Fall bei der zahlreichen Schar der Anwesenden scheidet ein Fehler wegen Einschlafens sowieso aus.
Wie auch immer .... et hät mal widder jotjejange



Schwalben bringen Glück sagt man und für unser letztes Etappenziel Trinidad hatten wir uns dies auch gewünscht und bekommen. Unspektakulär – na ja fast - und geschwind, nur am letzten Tag verließ uns der Wind völlig. Aber klar, denn sonst wären wir tatsächlich einmal im Hellen angekommen. So wurde es wieder Nacht, 3.00 Uhr von Montag auf Dienstag als der Anker fiel in der Bucht von Chaguaramas, Trinidad.

Obwohl es spät war, saßen wir noch lange draußen. Endlich angekommen in der Karibik! Es war ein weiter Weg insgesamt und nu plötzlich sind wir da. Voller Euphorie und Freude waren wir und gespannt auf den 1. Blick am Morgen ins Helle. Die Augen klappten dann irgendwann doch zu.

Die Bucht von Chaguaramas ist riesig und morgens fuhren wir weiter hinein ins Ankerfeld. Nu erstmal in Ruhe umgucken. Am Ufer ringsherum befinden sich verschiedene Werften, Stege zum Anlegen, Firmen für Yachtzubehör, kleine Supermärkte, Café und Restaurants. Mit dem Dingi fahren wir an Land und nach und nach finden wir die wichtigsten Anlaufpunkte für unsere Bestellungen und Einkäufe. Bei Power Boats haben wir ab 9. Juli einen Platz an Land für das Boot, bis dahin bleiben wir am Anker und genießen den traumhaften Rundumblick. Der ist grün, grün, grün

Der Kühlschrank schenkt uns wieder erfrischende Kühle, das entsprechende Ersatzteil war vorrätig im Laden und schnell eingebaut. Der Rest hat Zeit. Es gibt soviel zu Gucken. Neue Haustiere erscheinen täglich. In wunderschönen bunten Farben schillern die Hornhechte neben dem Boot im Wasser und scheuchen Scharen von kleinen Fischchen,

und regelmäßig stürzen sich Pelikan und Ibis (das Wappentier von Trinidad) direkt vor uns ins Wasser um zu fischen. Bei der Geschwindigkeit des Sturzfluges ist es gar nicht so leicht sie fotografisch einzufangen. Diese Fotos sind besonders kostbar.

Ab Juni ist Hurricansaison in der Karibik. Trinidad im Süden bleibt bisher verschont von größeren Unwettern und so kommen viele Segler aus aller Welt während dieser Zeit hierher. Sie arbeiten am Boot oder stellen es ab an Land und fliegen einige Zeit in ihre Heimat. Ohne Übertreibung kann man sagen, daß es hier an Bootszubehör alles gibt oder bestellt werden kann, was Seemenschen benötigen. Selbst das Einklarieren geht zügig und unkompliziert über die Bühne. Keine halbe Stunde hat alles zusammen gedauert und die entsprechenden Büros finden wir direkt am Ufer in der Bucht.

Auch wir werden jetzt eine längere Zeit hier verbringen. Zuerst wird die Senta renoviert und anschließend erkunden wir ausführlich die Insel. So zeitlos zu planen ist wirklich schön.

ach ja, Internet haben wir nun auch wieder an Bord :-) drum können wir mühelos unsere Website ergänzen mit den neuesten Berichten.