Also wenn Ihr noch keine feste Urlaubsplanung habt für das Jahr, Brasilien wär nicht das schlechteste Ziel. Vor allem Foz de Iguacu.

Die Cataratas – so heißen die Wasserfälle in der Landessprache – sind das schönste und großartigste Naturschauspiel, was wir beide bisher gesehen haben. Fotos sind bereits reichlich zu sehen in der Fotogalerie und die Anzahl verrät sicher schon, daß es kaum möglich ist, die ganze Schönheit insgesamt zu zeigen.

I g u a c u – bedeutet „ Große Wasser“. So nannten einst die Tupi-Guarani-Indianer und die Indianer des Stammes Paraguas ihre Wasserfälle. Das Gebiet war ihre heilige Begräbnisstätte und ihr natürlicher Lebensraum bis die Europäer 1541 kamen und begannen, die Ureinwohner zu verdrängen und umzusiedeln. Es waren die Spanier, die derzeit ihre Herrschaft in Südamerika ausdehnen wollten und dabei auf dieses so wunderschöne Fleckchen der Erde stießen. Nach und nach zog das Gebiet immer mehr Aufmerksamkeit auf sich und ab 1916 wurde bestimmt, daß es in öffentlichen Grundbesitz umgewandelt werden müsse.
Anfangs waren es erst 1000 ha, die begehbar gemacht wurden und 1939 wurde der Parque National do Iguacu gegründet und bis ca. 1944 ausgedehnt auf 185.262 ha. 1986 benannte die UNESCO den Nationalpark als größtes Naturdenkmal der Menschheit.

Der Urwald selbst bietet durch sein subtropisches Klima ein enormes genetisches Potential an Pflanzen und Tieren. Über 2000 Pflanzenarten, Gräser, Farne und Kräuter bedecken den Boden und es werden täglich neue Arten entdeckt. Von den tropischen und seltensten Bäumen ganz zu schweigen, die ich hier gar nicht benennen und aufzählen kann aus Unkenntnis.
Allein 257 Schmetterlingsarten sind benannt, 12 Amphibien-, 41 Schlangen-, 8 Eidechsen- und 45 Säugetierarten sowie ca. 348 Vogelarten!

Dieser Dschungel-Nationalpark ist die Wiege der größten Wasserfälle der Welt. Größer als die Niagara- und Victoriafälle zusammen. Über 275 Wasserfälle erstrecken sich auf der brasilianischen Seite über eine Breite von 800 m und auf der argentinischen Seite über 1900 m Breite. Während der Regenzeit sind es meist über 300 einzelne Wasserfälle.

Das war nun ein wenig Theorie und Information vorab.

Inzwischen sind wir in Foz Iguacu gelandet und rüsten uns für den nächsten Tag. Unser Hotel liegt in der Nähe der Buslinie, die uns bis zum Eingang des Nationalparks bringt und wir machen uns früh (9.00 Uhr:-)) auf den Weg.

Größtenteils schauen wir uns überall unorganisiert um und meiden Gruppentreffen, da wir in unserem Tempo und Zeitraum staunen möchten. Für heute aber haben wir beschlossen, den Tag mit einer kleine Macuco-Safari zu beginnen, die am Ende eine Bootsfahrt mit viel Nähe zu den Cataratas verspricht.

Eine offene Bimmelbahn fährt uns ersteinmal durch den Dschungel und wir lernen etwas über den Urwald. Unzählige blaue und gelbe Schmetterlinge umflattern uns und sind so geschickt und flink, daß es bei größter Mühe nicht gelingt, sie zu fotografieren. Aber die Leichtigkeit und das Beschwingte überträgt sich unwillkürlich auch auf uns beim Betrachten.

Nach 3 km haben wir die Möglichkeit auszusteigen und zu Fuß den Rest des Weges bis zu den Gummibooten zu wandern. Das machen wir dann gern und werden mit reichlich Fotomaterial belohnt. Durch die schattigen Bäume ist die Hitze auch gut zu ertragen. Die zahlreichen Vögel verraten sich durch die Geräusche, zeigen wollen sie sich nicht beim Anblick der „Langnasen“ die dahergewandert kommen. Ihr Konzert ist Musik für unsere Ohren. So stellten wir uns den Urwald vor.
Bald sind wir am Flußufer und das Boot nimmt so ca. 15 Personen auf. Beim Anlegen der Schwimmweste staunen wir, wie leger die anderen Leute gekleidet sind. Fast alle in Badekleidung und ohne Schuhe. Und das auf einem Auflug, mh .... wir in Th-Shirt und Shorts und mit Schuhen. Der Käpt´n des Gummibootes wiederum hat ziemlich wasserdichte Kleidung an. Ob er so wasserscheu ist?
Das Boot saust los und an Bord wird gefilmt. Die DVD können wir später kaufen. Durch die enorme Strömung führt der erfahrene Bootsführer uns meisterlich und je näher der große Wasserfall kommt, den wir erobern wollen, desto mehr Fotos werden geschossen. Aus dieser Perspektive ein einmaliges Erlebnis. Und endlich einmal kühle Luft .... Wir gucken und freuen uns und fotografieren ... und genießen dieses einmalige Schauspiel.

„Ladys and Gentleman ..... wenn Sie jetzt alle Fotoapparate und Taschen in den großen wasserdichten Beutel legen möchten“..... sagt der „erfahrene“ Bootsführer und dehnt die Gummihaut des Anzugs noch aus bis über den Kopf plus Gummischuhe. Nö, er ist gar nicht zu empfindlich wie wir inzwischen wissen. Er steuert das Boot unter viel Geschrei und Lachen der Anwesenden geradewegs in die Wasserfälle hinein, immer wieder. Sobald wir Luft geholt haben, geht’s wieder hinein. Nun ist auch klar, warum die Leute Badekleidung anhatten. Sie waren als Gruppe vom Hotel vorgewarnt und daher passend gekleidet. Wir Greenhörner rechneten nicht mit soviel Nähe zur nassen Natur. So waren wir pitschnaß und das zu Beginn eines langen Tages.

Dank der Sonne trockneten wir dann doch noch in den nächsten Stunden und wir machten uns für den Rest des Tages alleine auf, den Park zu erkunden. Für die großen Entfernungen stehen Busse zur Verfügung, die begehbaren Wege sind gut zu erkennen.
Es ist einfach, sich dort zurechzufinden und Erfrischungsbuden zum „Wassertanken“ gibt es auch zahlreich und unauffällig in die Natur integriert. Es ist der Verwaltung supergut gelungen, alles so zu organisieren, daß die Fortbewegung möglichst umweltfreundlich gestaltet ist und nicht belastet. Du hast dennoch nicht das Gefühl, daß etwas organisiert und strukturiert ist.

Es wird dem Besucher auf angenehm zurückhaltende Weise ermöglicht, die Natur des Urwaldes so zu erleben und auf sich wirken zu lassen, wie sie natürlicherweise auch ist. Menschenmassen sammeln sich kaum, das Gebiet ist so großflächig, daß sich alles verteilt. Abseits von den Wasserfällen kannst du auch laufen, ohne einem Menschen zu begegnen.
Viele Stunden liefen wir aber den Hauptweg entlang der Wasserfälle und ignorierten die müden Füße und die brennende Sonnenkugel.

Der Wirkung der Cataratas kann man sich nicht entziehen. Nur beschreiben ist müßig, denn das Erleben dessen ist das Schönste. Schauen, hören und wirken lassen ...... sh. Fotos
spätestens in diesen Momenten wird dir bewußt, daß der Mensch in diesem Ganzen der unbedeutenste Teil ist und das Großartigste nur die Natur und nie ein Mensch hervorbringen kann. Frieden und Harmonie erfassen dich und Dankbarkeit, so etwas zu erleben.
Das schließt dann auch das Wissen um die Verantwortlichkeit im Umgang mit Mutter Natur ein. Wir können uns gar nicht oft genug daran erinnern.

Für Besucher gibt es die brasilianische sowie die argentinische Seite , die man aber nicht miteinander vergleichen sollte. So verschieden zeigen sich hier die Wassermassen. Ach ja, pro Sekunde fallen aus ca. 90 m Höhe 1800 cbm kostbare Wassertropfen. Den Unterschied zwischen den Ländern macht hier nur die Perspektive. Auf der brasilianischen Seite hast du mehr Blick auf die gesamten Fälle konzentriert, in Argentinien bist du mehr im Geschehen mittendrin. Du stehst direkt davor und wenn das Wasser dir den Blick nicht trüben würde, hättest du klare Sicht direkt darauf. Du schaffst es nicht, beide Seiten an einem Tag zu erobern.

Wir haben den 2. Tag für Argentinien reserviert und es war auch ganz einfach dort hinzukommen. Ebenfalls fährt ein Linienbus in der Nähe unseres Hotels dorthin. Der Busfahrer hält an der Grenze und zeigt uns das Büro und vermittelt uns glaubhaft, daß er nun auf uns wartet und erst abfährt, wenn alle „Gäste“ wieder eingestiegen sind. So bekommen wir am Morgen einen Einreisestempel in den Reisepaß und am Abend beweist der Ausreisestempel, daß wir auch dieses schöne Land „bereist“ und wieder verlassen haben.Leider viel zu kurz!

Nochmal zurück auf die brasilianische Seite der Cataratas. Angrenzend an den Urwald gibt es den seperaten tropischen Tierpark Foz Tropicana – Parque das Aves. Ein ca. 5 ha großer Vogelpark beherbergt hier über 800 Vogelarten. Die Tiere leben in 8 m hohen Volieren direkt im Wald. Schlangen und Krokodile dürfen sich nicht so frei bewegen. Aras und Tukane säumen die Wege und du bewegst dich vorsichtig durch das Gebiet, damit sie nicht erschrecken. Oh, diese Farbenvielfalt,
manche Arten sind so unwirklich bunt, daß sie fast wie angestrichen aussehen. Mich faszinieren die blauen Hyazintharas am meisten, aber im Hinblick auf unseren nautischen Wohnraum überlege ich nicht, daß es mir sehr gefallen würde, einem so schönen bunten Tier ein Zuhause zu geben.

Abgesehen davon bin ich ein energischer Verfechter davon, Tiere in ihrem Zuhause zu lassen, wo sie in ihrer Art am natürlichsten leben können. Und wer kann schon einen Urwald anbieten?

Viel zu viele Fotos haben wir dort gemacht und viele auch in die Galerie gesetzt. Es fiel uns einfach zu schwer, sie auszusortieren. Für unser Auge und in unserer Erinnerung war jeder Anblick paradiesisch und ein Genuß. Drum gehen wir so verschwenderisch mit der Weitergabe um, vielleicht gibt unter den Lesern einige Tierfreunde, die sich gern diese Bilder ansehen.



So war Iguacu ein sehr beeindruckender Anfang unserer Rucksacktour und voller Vorfreude und gestärkt mit den überreichen Natureindrücken im „Speicher“ flogen wir weiter nach Rio de Janeiro.