Trinidad Teil 2 und tschüß


Trinidad – 12. September 2009

Drei Monate sind wir nun in Chaguaramas und fragen uns, wo die Zeit geblieben ist. Dann schauen wir uns das Schiff an und es relativiert sich rasch. Zuerst sah es so aus, als wenn wir nach der Arbeit an Land am Steg bei Power Boats nur noch ein paar Tage verweilen, die restlichen Arbeiten erledigen und die Insel kennen lernen. Wie das so ist bei Seglern, jede in Angriff genommene Tätigkeit führt oft zu einer weiteren und so vergeht mancher Tag im Nu.

Das Deck und die Heckflächen waren zwar neu gestrichen aber spiegelglatt, wie es sich bei den nachfolgenden Regengüssen herausstellt. Zuwenig Sand und das wird gefährlich auf Hoher See. Also alles nochmal angeschliffen und diesmal mit der richtigen Munition geschossen.

Die Überprüfung des Vorstags zeigt die Notwendigkeit einer sofortigen Erneuerung. Statt 8mm wird es nun 10 mm Stärke sein, mit den Anschlußelementen montiert und schließlich in seine endgültige Position gebracht.

Beim Klettern in den Mast nimmt der Käpt´n gern den Fotoapparat mit. Mal aus ganz neuer Perspektive gesehen



Die Rollanlage für das Vorsegel wird wieder montiert und auch sonst versuchen wir aus einem Hausboot wieder ein segelfähiges Schiff zu machen.

Und wenn es so aussieht, daß wir fast fertig sein könnten, machen wir uns noch ein bißchen Arbeit zusätzlich. Beim Hochhieven des Dingis klemmt der herausgezogene Stopfen zwischen Schiffswand und Dingi, reißt ab und die Schwerkraft zieht ihn rasch ins Wasser.
Da hilft kein Fluchen, ohne Stopfen kommen wir nicht weit und die Suche nach genau diesem Teil ist auf Anhieb nicht erfolgreich. Erst nachdem wir einen neuen haben anfertigen lassen, sehen wir Ersatzteile in einem Zubehörladen!

So mancher Saum der Segel rächt sich für die Beanspruchung mit ausgefransten Stellen und hier seht Ihr das „tapfere Schneiderlein“ unter seinem Sonnen- und Regenzelt mit der langen Nadel und reißfestem Garn.



Große Teile für den Käpt`n, kleine Stöffchen für mich. Ich nähe und quilte mir einen Rucksack und freue mich über das bunte Teil...natürlich alles Handarbeit. Die Nähmaschine bleibt gut verpackt, damit sie gar nicht auf die Idee kommt zu rosten. J



Es sind natürlich nicht die großen Aktionen, die die meiste Zeit beanspruchen. Nicht jeder Einkauf wird sofort mit Erfolg gekrönt, erst wenn du nach einer Weile einige Leute kennst und aufmerksam zuhörst, kannst du Dir so manchen Weg durch die brütende Hitze oder die wasserhaltigen Schauer ersparen. Wir sind sehr zufrieden hier und würden diesen Standort in Chaguaramas für Bootsrenovierung immer wieder mit gutem Gefühl anvisieren. Letztendlich haben wir alles bekommen und unsere Liste ist abgehakt bis auf den Posten des neuen Sonnendachs. Das wollen wir in Curacao als wirklich letzten Posten unserer Wunschliste bestellen, da wir dort einen Ansprechpartner haben und die entsprechende Zeit dafür.

Hier wird sie nun knapp, da wir am 3. Oktober am Flughafen von Curacao meine Nichte Anja aus Deutschland in Empfang nehmen und rechtzeitig dort sein wollen.

Wenn auch die meiste Zeit unter dem Arbeitsmotto stand, haben wir uns zwischendurch immer wieder einen Ausflugstag gegönnt und sind mit dem Bus über die Insel gefahren. Die Hauptstadt Port of Spain ist gut erreichbar mit dem Maxi-Taxi und natürlich gibt es wie immer viel Exotisches zu sehen für unsere europäischen Augen.



und von dort aus fahren dann weitere Linien in die anderen Städte.



Im Süden der Insel liegt Chaguanas, die Heimatstadt von V.S Naipaul, einem berühmten Roman-und Reiseschriftsteller und Journalist, der dort 1932 geboren wurde und seit 1950 in Großbritannien lebt und schreibt. Seine Bücher sind teilweise sehr geprägt von seiner Herkunft . Er gilt als der bedeutendste Vertreter der englischsprachigen Literatur und seine Werke wurden im Jahre 2001 mit dem Nobelpreis für Literatur gewürdigt. Einige seiner Romane wurden Welterfolge.

Als treue Leserin seiner Werke zog es mich dorthin und wir erleben eine sehr lebendige multikulturelle Gesellschaft. Bemerkenswert ist, daß es dort die größte indische Gemeinde Trinidads gibt und auch die Geschäftswelt liegt zum großen Teil in ihren Händen. Natürlich bieten gerade hier auch mal wieder die Märkte alle möglichen kulinarischen Genüsse an – vor allem auch die seltensten Gewürze . Sehr schöne indische Töpferarbeiten kann man im Bezirk der Southern Main Road anschauen und kaufen.



Andere Länder, andere Sitten .... für uns befremdlich aber hier ganz normal: Kokoskrabben, eingewickelt zum Verkauf in Bambus, damit sie unversehrt und lebend ihr Endziel erreichen können.

Die besten Verkaufserfolge an diesem Ausflugstag konnte eindeutig der Schirmverkäufer bestreiten, denn wie so häufig in diesen Tagen Regen, Regen, Regen.
Inzwischen ist das für uns so normal wie für die Einheimischen. Zwischen den großen Schauerstunden erledigst du deine Dinge und Ausflüge kannst du zwar planen aber stets mit der Option sie ausfallen zu lassen. In etwa kannst du aber einschätzen, ob es ein Regentag wird oder nur zeitweise das Wasser vom Himmel fällt.

Ein ganz normales Straßenbild auf dem Heimweg. Wir sitzen im Maxi-Taxi und sind froh, daß wir nicht selbst mit dem Auto fahren müssen..... Die Kanalisation ist überfordert, die Straßen oft in einem schlechten Zustand.



So wurde doch manche Aktivität gestoppt durch die Regenzeit, aber dennoch haben wir den Aufenthalt hier in Trinidad insgesamt sehr genossen und freuen uns nun auf weitere Einblicke in das karibische Flair.

Heute morgen, Samstag, haben wir ein letztes Mal eingekauft in der Westmall und sind nun gut bevorratet für die Reise nach Curacao. Haben wir dort Internet? Wann und wie wissen wir nicht, darum noch dieser kurze Abschlußbericht aus der vom grünen Regenwald umgebenen Bucht von Chaguaramas.

Montag werden wir ausklarieren und laut Wetterkarte wird es wahrscheinlich eine angenehm ruhige Fahrt ohne große Überraschungen. Aber man weiß ja nie ..... es warten ca. 500 sm auf uns, also etwa 5 Tage auf dem großen Meer.



Spruch des Tages:

Der Pessimist beklagt sich über den Wind.
Der Optimist erwartet eine Veränderung.
Der Realist passt die Segel an.

William Arthur Ward (1921-1994)


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