Auf dem Weg nach Panama

Juni 2011



Stellt Euch den heissesten Sommertag vor, Ihr schwitzt wie die Affen und seid zu traege, um irgend etwas zu erledigen und verschiebt alles was moeglich ist auf morgen. Wuerdet Ihr an so einem Tag Berichte fuer die Website verfassen? Wir haben nun bereits seit Mexico und vor allem seit Guatemala den heissesten Tag in unserem Seglerleben. Also wundert Euch nicht, wenn die Berichterstattung im Moment etwas zaehfluessiger ist.

Nach der letzten Inlandstour in den Hoehenlagen von Guatemala wollen wir uns nicht mehr an die extrem schwuele Luft und die ewig hungrigen Mosquitos am Rio Dulce gewoehnen und denken ueber Alternativen nach. Wir haben jetzt schon viel gesehen von diesem interessanten Land und der Kalender schreibt Anfang Juni. Die Hurricansaison endet aber erst im November und bis dahin ist es noch lang. Zu lang um hier abzuwarten.

Die einsetzenden Regenfaelle zeigen auch sehr ueberzeugend, dass es mit langen Busfahrten bald vorbei sein wird. Die Fluten von Wasser, die hier herunterkommen und fuer die saftig gruenen Regenwaelder sorgen, machen die einzige Hauptfahrtroute durch das Land schnell unbefahrbar. Was alles an den Steilhaengen heruntergespuelt wird an Lehm, Geroell und Gruenzeug, versperrt erstmal die Strasse und du weißt nie, wann und wie es weitergeht.



Mit einem weiteren Problem muessen sich derzeit die Behoerden des Landes befassen, den Buspiraten. Im gesamten Land herrscht auf allen Strecken zur Zeit eine grosse Sorge um die Sicherheit der Fahrgaeste. Die Buslinien werden erpresst und wenn sie nicht entsprechend zahlen, werden Busse ueberfallen und Menschen erschossen. So auch geschehen auf der Strecke von Quetzaltenango, wir waren dort am selben Tag auf der derselben Strecke unterwegs. Die Behoerden bewahren moeglichst Schweigen darueber, um Panik zu verhindern. Aber wenn wie hier 5 Menschen erschossen werden und die restlichen Mitfahrenden schwer verletzt, spricht es sich doch herum und es liest sich in der Zeitung und im Internet.

Nun verstehen wir auch das Ueberangebot an schwer bewaffneter Security an den Haltestellen. Wir wunderten uns auch stets ueber das Abtasten nach Waffen und die genaue Inspizierung der Taschen selbst auf den kuerzesten Strecken beim Einsteigen. Auch nach kurzen Pipipausen unterwegs immer wieder neu, bevor wir wieder in den Bus duerfen.



Traege und faul, wie wir bei diesem Klima geworden sind, aktivieren wir mit „letzter Kraft“ unseren Selbsterhaltungstrieb und schmieden Plan B. Wo sind wir waehrend der Saison sicher vor Hurricans ausser am Rio Dulce oder in Hueckeswagen? Wir muessen auf jeden Fall unter dem 10. Breitengrad bleiben und da kommt eigentlich nur Panama in Frage. Bis dahin sind es ca. 700 sm. Wie Ihr Euch sicher denken koennt, steht der erste Sturm nicht startklar am 1. Juni vor der Tuer. Mit einem guten Wetterfenster koennen wir es locker mit einer mehrtaegigen Segeltour noch schaffen, ohne Eile.

Wir machen uns vertraut mit der vor uns liegenden Strecke und kaufen entsprechend Vorraete ein. Der Blick in die Wetterkarte verspricht Superwetter fuer eine ganze Woche und mit der jetzt vorherrschenden Windrichtung koennten wir in einem Rutsch an Honduras beruehmt beruechtigten Kap „ Cabo gracias A Dios“ vorbei gen Panama.

Geplant, gesagt, getan............. wir verlassen den Dschungel und die Affenbande. Ist das ein schoenes Gefuehl, nach 2 Monaten in der Marina das Schiff wieder aufs Wasser hinaus zu bringen. Ein wenig Wehmut ist dabei, denn der Abschied von John, dem netten Manager des Areals und der angenehmen Atmosphaere dort faellt doch schwer. Gern haetten wir auch die naechsten Monate noch in Guatemala verbracht. Wie gut, dass wir bereits die vielen Reisen durchs Land gemacht und so viel gesehen und erlebt haben, das Land ist phantastisch fuer uns als Besucher.



Noch einmal geniessen wir die verschwenderische gruene Pracht des Regenwalds entlang des Rio Dulce und der Fahrtwind ist erfrischend. Wir leben auf und freuen uns nun auf die vor uns liegende Reise nach Panama. Es war die richtige Entscheidung. In Livingston klarieren wir aus und bekommen die Zarpe nach Panama mit der Erlaubnis, ueberall unterwegs fuer kurze Zeit anhalten zu duerfen fuer den Fall, dass "Reparaturen anfallen".

Tanken wollen wir vor der Abfahrt in Livingston. Der Geldautomat ist wieder einmal „out of order“, wir muessen in der Bank Geld holen. Da gibt es aber nur einen geringen Betrag pro Tag. Einen Teil des Geldes haben Raoul und die Behoerden bekommen fuer das Ausklarieren und der Kraemer fuer etliche Liter Wasser. Bleibt ein Rest Dollars fuer die Tankstelle, der Kaeptn ist sicher, dass der Sprit reicht!!! Wir sind ja ein Segelboot, wie Ihr wisst.

Dem Wettergott ist das aber ziemlich egal. In den ersten 3 Tagen wird nur motort, bis auf kurze prestigeerhaltene Versuche, doch wieder einmal unter Segel zu „laufen“ mit 2,5 kn. In der Hoffnung, der Wind kaeme noch, lassen wir uns Zeit.



Vor der zu Honduras gehoerenden Insel Utila bleiben wir 2 Naechte am Anker. Abends werden wir Open Air angenehm beschallt vom Land her mit Bob-Marley-Hits, keine Muecken wollen unser Bestes und wir haben den strahlenden Sternenhimmel fuer uns allein und springen nach langer Zeit wieder ins Meer. Endlich sitzen wir wieder bis weit in die Nacht draussen, das laue Lueftchen bewegt zwar kein Segelboot, tut aber gut und laesst uns auch spaeter gut schlummern.

Die naechste Etappe bis Roatan uebernimmt wieder der Motor. Der versprochene Wind will einfach nicht aufkommen. Nach der langen Pause fallen uns die Nachtwachen wieder schwerer und auf Roatan schlafen wir noch mal richtig aus. Wir haben ja Zeit. Mit dem Dingi fahren wir an Land und nehmen die Gelegenheit fuer einen Einkauf im gut bestueckten Supermarkt wahr. Wir wissen ja nie, wo es das naechste Mal frisches Obst und Gemuese gibt. Um die Insel kennen zu lernen (wofuer wir unbedingt einen Mietwagen braeuchten) haben wir keine Ruhe, Honduras ist jetzt nur als Durchfahrtsland geplant. Wenn wir auch nur motoren, so ist das zum Weiterkommen immer noch besser als manches Unwetter, dass schnell fuer einige Tage die Boote am Anker festhalten laesst. Aber es ist bereits Hurricansaison offiziell und man weiss ja nie, wann es wirklich losgeht. Jetzt wollen wir auch nur ankommen in Panama und sind schon sehr neugierig auf das „Tor zur Suedsee“.



Dank der Flaute umrunden wir das beruechtigte Kap muehelos, leider immer noch unter Motor. So bleibt es auch. Inzwischen tuckern wir parallel zur Kueste Nicaraguas und wie die meisten Segler fahren wir hier nachts ohne Licht wegen der bestehenden Gefahr vor Piraten. Irgendwann in der Nacht wird aus dem Tuckern ein „blub-blub“ und es hat ausgetuckert. Der Blick auf die Tankanzeige: „Sch..... leer“, das kann doch gar nicht sein.
Nun stehen wir still auf der Stelle, kein Lueftchen zu spueren.

Da gibt es nicht viel zu ueberlegen, wir brauchen Sprit. Natuerlich haben wir den ausgeguckt einzig moeglichen Ort dafuer vor 28 Meilen hinter uns gelassen. Das darf nicht wahr sein, muehsam erkaempfte Meilen und wir muessen wenden und versuchen nach Puerto Cabezas zu kommen. Auf der Karte ist dort ein Fischerhafen mit Steg angezeigt, mit unseren 1,30 Tiefgang muessten wir dort anlegen koennen.

Es wird eine muehsame Schaukelei die ganze Nacht, immerhin ist in dieser Richtung soviel Wind und Strom, dass wir es bis morgens schaffen. D.h. 4 Uhr morgens, wir lassen weit weg vom Ufer den Anker fallen und schlafen bis 8 Uhr. Nun sind wir etwas gestaerkt fuer das Abenteuer Tanken in einem Land, Nicaragua, das wir eigentlich mit dem Boot nicht anlaufen wollten.



Inzwischen hab ich im Reisefuehrer nachgelesen, was uns an Land erwartet. Puerto Cabezas ist ein kleiner Ort in einer der aermsten Gegenden des Landes. Der Hurrican Felix hinterliess im Jahre 2007 eine Spur der Verwuestung. Mehr als 10.000 Menschen verloren ihr Hab und Gut und die sowieso aermste Gebend des Landes wurde noch aermer. Es ist auf keinen Fall ein Ort fuer Touristen und die Kriminalitaet ist ein ernsthaftes Problem. Der Drogenhandel blueht vor allem in dieser Umgebung.

Durch das Fernglas betrachtet sieht der beschriebene Bootsanleger wenig vertrauenswuerdig aus, aber wir haben keine Wahl. Segelboote gibt es hier keine, nur ein paar alte verrostete Fischerboote liegen zwischen Einbaumboetchen festgemacht an den ziemlich verrotteten Pfaehlen. Waehrend wir auf den Steg zusteuern mit den letzten Tropfen Diesel, die wir dafuer aufbewahrt hatten, lief wohl das halbe Dorf zusammen, zumindest der maennliche Teil davon. Overdress bewaffnet mit Pump-Gun, Maschinengewehren das Militaer und die Polizei mit Schlagstock und Pistole werden wir freundlich erwartet.

Wir wollen n u r Tanken, dann legen wir sofort wieder ab .....

Nee, nee, so einfach geht das nicht. So wird der Kaeptn zum ersten Mal in dieser Art begleitet, oder besser gesagt „abgefuehrt“? Juan, einer der Maenner aus den Reihen der Fischer bot sich zum Spanischplaudern und Uebersetzen sogleich an und bat dafuer um ein paar ausgediente Seekarten und Zigaretten. Na klar und er bietet auch das Organisieren eines Taxis an. Wie gut, denn eine Tankstelle gibt es sowieso nicht in der Naehe.

Aber zuerst mit den bewaffneten Herren ins Office und tatsaechlich muss ordentlich ein- und ausklariert werden. Und das fuer 6 Stunden!!! Das ganze Prozedere mit Hafen, Emigration, Polizei, Zoll usw., viel Papierkram, viele Bueros, viele Wege. Wie gut, dass Juan da ist. Er fuehrt den Kaeptn herum, denn jedes Buero will auch Money und das muss erstmal geholt werden. Ab zum Geldautomat. Wilfried rechnet nicht mit soviel Verlangen nach Geld von seiten der Buerokratie und will auch nicht zuviel fremde Waehrung, es haette auch nix zum Einkaufen dort gegeben, um den Rest Cordobas auszugeben. So muss er die Bank zweimal „ausrauben“. Obwohl wir Nichtraucher sind, ist an Land schnell klar, wir brauchen Zigaretten. Das ist die eigentliche Waehrung hier. Wo die Menschen so arm sind, kaufen sie die Glimmstengel einzeln und nach einer guten Tat sind sie dankbar, mit Zigaretten dafuer bezahlt zu werden.

Die guten Taten kommen gleich dran, noch schlaegt der Kaeptn sich mit den Behoerden herum. Wir duerfen fuer unser Geld bis 14.00 Uhr bleiben. Keine Minute laenger, dann wird es noch teurer. Waren wir um 8 Uhr am Steg, schlaegt inzwischen die Uhr 11.30 Uhr, als die Aktion Tanken endlich angegangen werden kann. Nun ist Eile angesagt. Juan macht sich stark fuer 3 Faesser, die er beim Militaerstuetzpunkt ausleiht. Die sind irgendwann dann gefuellt mit Diesel und zum Steg gekarrt.



Einer muss an Bord bleiben waehrend der Odysee des Kaeptn und das bin ich. Die Sonne knallt unbarmherzig mit ihren 40 Grad aufs Blechdach, drinnen kann ich nicht bleiben. So sitze ich draussen und mache Konversation mit den Maennern und Kindern.

Was ich nicht weiss, die zwei kommunikationsfreudigen Einheimischen, die sich waehrend der gesamten 4 Stunden der Abwesenheit von Wilfried nicht wegbewegten von dem Pfahl, auf dem sie sassen und mit mir plauderten, waren meine Bodyguards. Sie hatten ihn am Steg um 20 Dollar gebeten und versprachen dafuer, gut auf das Boot und die blonde Lady aufzupassen. Na ja, man weiss ja nie ..... und so ueberrumpelt mit wenig Zeit zum Nachdenken, nickt er „o.k.“. Das Geld war gut investiert, sie hielten ganz unauffaellig aber bestimmt die uebrige Meute fern, gerade noch rechtzeitig als ich einen sehr unangenehmen aufdringlichen Besucher mit sehr lautem NO davon ueberzeugen musste, dass er nicht aufs Boot klettern muss, um sich mit mir zu unterhalten.

Unser Boot war an diesem Tag das Thema Nr. 1 am Ufer und im Ort. So fragen auch meine Beschuetzer genau nach, was denn z.B. Senta gekostet hat oder das Dingi, oder der Aussenborder und was wir noch an Technik haetten. Hatte ich mich vorher ueber den Verlauf unserer Reise noch gut in Englisch aessern koennen, antwortete ich jetzt nur noch: „i don’t no“ und verstand die Fragen gar nicht. Ist manchmal praktisch, nur keine Begehrlichkeiten wecken. Fuer diese Menschen schwimmt eh mit unserem Boot ein Reichtum herum, von dem sie traeumen. Es bleibt der Einbaum zum Fischen und nur die Drogendealer bewegen sich schneller auf dem Wasser als sie mit ihren Paddeln.



Den Kindern schenke ich Kekse, sie sind begeistert und holen im Dorf ihre Freunde. Schnell geht der Vorrat zu Ende und mehr als 3 Aepfel kann ich nicht mehr spendieren. Die zerhacken sie mit der Machete (wer hat die im Alter von ca. 12 Jahren in Germany?) und es wird geteilt. Es beschaemt mich fast, wie sehr sie sich ueber das Wenige freuen, was ich ihnen gebe und ich wuenschte, ich haette mehr an Suessem fuer sie an Bord.

4 Stunden in fremder Sprache sind anstrengend und ich erwarte meinen Kaeptn und die Dieselfaesser mit Sehnsucht. Meine Beschuetzer beantworten mit Langmut meine neugierigen Fragen und ich erfahre viel Interessantes ueber das Land, ihre Lebensart, die Armut und Arbeitslosigkeit ..... und dass hier niemand „so schoene blaue Augen“ hat!

Endlich kommt wieder Bewegung in die Menge auf dem Steg, das Taxi rollt an mit dem Kaeptn, Juan und den Dieselfaessern. Jeder will mithelfen, die Faesser auf das Boot zu hieven, was aber auch dringend notwendig ist. Allein haetten wir das niemals bewerkstelligen koennen. Der Kaeptn selbst musste schon vom Schiff gezogen und aufs Boot geschubst werden, die Oertichkeit laesst kein simples Ein- und Aussteigen zu. Ich waere mit meinen kurzen Beinen nie an Land gekommen und 150 l Diesel ohne Hilfe nicht hinauf.



Das Umfuellen in den Tank war eine Riesenschweinerei, natuerlich fliesst auch jede Menge Diesel ueber das Vorschiff. Jetzt bitte keine Zigarette anzuenden, geht mir durch den Kopf. Vielleicht sollte ich noch erwaehnen, dass selbst die Einheimischen in dieser Mittagshitze leiden und es war richtig schwere Arbeit fuer alle Beteiligten. Soviel zu guten Taten und die Zigaretten und Cola haben sie mehr als verdient.

Meine Body-Gards kassieren mit Vergnuegen die 20 Dollar plus Zugabe von Zigaretten, die wir freiwillig noch drauflegten. Der Job hat ihnen sichtlich Spass gemacht, ich war ja leicht zu hueten. Aber grinsen muss ich doch spaeter als Wilfried mir von dem Deal zwischen ihm und ihnen erzaehlte. Nichtsahnend davon hatte ich sie auch nach Sicherheit ausgefragt und sie beteuerten, dass es hier sehr sicher sei und nie etwas zu befuerchten sei von Touristen. Warum dann 20 Dollar fuers Aufpassen, koennte man im Nachhinein fragen?

Juan blieb bis zuletzt und brachte den Kaeptn und die Faesser wieder zurueck. Fuer Wilfried beginnt die Office-Tour wieder von vorn nur diesmal rueckwaerts. Er muss nun ganz ordentlich auch wieder ausklarieren. Wann wir genau ablegen? soll er ganz genau angeben. Jetzt zeigt die Uhr 13.40 Uhr und „wir muessen nur noch das Deck abspritzen, dann sind wir weg“, verspricht er. „No, no, dann kommst Du wieder, wenn Du fertig bist. Falls es nach 14 Uhr ist und es wieder neu berechnet werden muss“

Nun wird es meinem Kaeptn aber doch zu bunt. „Her mit der Zarpe, wir legen SOFORT ab“. Um zu sehen, ob das auch so ist, schaut auch die ganze bewaffnete Herrlichkeit zu, wie uns wieder mit Hilfe der einheimischen Gucker geholfen wird beim Ablegen. Mit einem nach Diesel stinkenden Boot, dass sich riesig freut, als es spaeter mit viel Regen wieder reingewaschen wird.

So richtig sauer hab ich Wilfried noch nie erlebt wie heute. Die 150 l Diesel haben mit Ein- und Ausklarieren und „Gastgeschenken“ 420 Dollar gekostet, wovon der Sprit daran den geringsten Anteil hat. Es ist offensichtlich, dass die Behoerden allesamt heute Weihnachten feiern, denn das meiste davon ging mit Sicherheit nicht in die Staatskasse. Du ahnst es, du weisst es .... und kannst dich nicht wehren in so einem Fall. Und alle winken uns zum Abschied noch zu.



Nicht das wir einen einzigen Tropfen von diesem kostbar errungenen Schatz gebraucht haetten in den naechsten Tagen. Nein, wir legen ab und setzen gleich die Segel, Der passende Wind ist da und vor uns liegen ein paar angenehme Segeltage. Wieso war das nicht gestern so?

Das ist eben Abenteuer und wir sitzen spaeter im Cockpit und reden noch lange ueber diesen Ausflug. Wilfried beschreibt mir den Ort - mit nur einer befestigten Strasse, sonst nur festgestampfte Lehmwege. Man kann sich gut vorstellen, wie es hier in der Regenzeit aussieht. Die zusammengeschusterten Huetten aus Holz oder Stein mit Wellblechdaechern notduerftig gedeckt praegen das Strassenbild. Ueberall stinkender Muell neben den Wohnstaetten, nicht nur Plastik, auch der Rest und natuerlich laufen Ratten umher und knabbern sich dadurch.
Anmerkung des Kaepten:" Juan und der Taxifahrer rieten mir jedesmal beim Passieren kompakter Muellhalden die Luft anzuhalten."
Es ist schwer sich das Wohnen vorzustellen, wie es hier normal ist mit Null Aussicht auf Verbesserung. Was ist dann schon im Vergleich dazu unser Missgeschick heute? Es ist schnell abgehakt und wieder einmal ist uns bewusst, wie gut wir es doch haben.

Auf geht es jetzt nach Panama. In der Nacht vor dem Ankommen, genauer gesagt, wir haetten noch 9 Stunden an Strecke zurueck zu legen, veraendert der Motor erst ganz kurz seine Geraeusche. Na, haben wir das richtig gehoert? Ach nee, es ist nix, weiterschlafen.
Jetzt geht er waehrend der Fahrt ganz aus und will auch nicht mehr.

Der erste Tag seit dem Tanken ist der Motor erst an, schon streikt er.
Die Fehlersuche ergibt, dass die Dieseleitung blockiert ist. Wieder stehen wir still, das Schiff schaukelt stetig hin und her, schwarz-finstere Nacht nur von grellen Blitzen des Dauergewitters erhellt, das uns seit Stunden begleitet. Es schuettet dazu und in dieser Atmosphaere werkelt der Kaeptn auf engem Raum. Entlueften, Filter reinigen, Spritleitung austauschen usw. Nach 2 Stunden springt der Motor wieder an und macht diese Faxen noch einige Male.



Auf diese Weise kommen wir immer wieder ein Stueckchen weiter, im Morgengrauen ist Panama in Sicht und wir erreichen den erstmoeglichen Platz, an dem wir ankern koennen und schlafen. Den gestrigen Tag und die ganze Nacht war kein Denken daran. Wir sind erleichtert, dass wir es bis Bocas del Toro geschafft haben. So kann es uns auch nicht erschuettern, dass wir nicht wie geplant mit Motor in den Hafen tuckern koennen. Der guenstige Wind treibt uns gerade rechtzeitig vor dem Sturm zum Ankerfeld. Wir bleiben erstmal am Anker und Wilfried kann ein paar Tage spaeter den Motor so weit ans Laufen bringen, dass wir ohne Abschleppen in die Marina fahren koennen.

Nun ist das Problem mit dem Motor auch recht schnell durchleuchtet und vorlaeufig behoben. Neue Filter sind unterwegs zu uns und dann schauen wir weiter. Ach ja, nun stellt sich heraus, dass wir doch genug Sprit im Tank hatten. Die Tankanzeige hat geklemmt und uns Notstand vorgegaukelt. Die Dieselpumpe war das eigentliche Problem. Aber da wir ja in Livingston wenig getankt hatten, fielen wir darauf rein.

Nun bleibt viel Zeit fuer Panama, fuer das Land, dass uns hauptsaechlich durch den Panama-Kanal als Tor zur Suedsee bekannt ist. Natuerlich sind auch die San Blas Inseln, auf denen die Kuna-Indianer bis heute noch autonom leben, unser Ziel. Hier in Bocas del Toro im Norden von Panama beginnen wir und arbeiten uns langsam vor bis in den aeussersten Sueden.



Bocas del Toro ......... bitte weiterblaettern!


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