Chichikastenango

und Lago de Atitlan
Mai 2011



Chichikastenango ist kein Ort, an dem sich taeglich Touristen aufhalten. Eine landesuebliche Kleinstadt, die jedoch jeden Donnerstag und Sonntag aus allen Naehten platzt – dann ist Markttag. Dieser Markt ist im ganzen Land beruehmt und wird von Einheimischen wie Touristen gleichermassen besucht. Hier gibt es wirklich alles zu kaufen an Obst und Gemuesen, vor allem aber saemtliche Gebrauchsgegenstaende des Alltags und Souvenirartikel, zum grossen Teil in echter Handarbeit gefertigt. Alt aussehende geschnitzte Tanzmasken, bunte Webarbeiten, Stoffe und Taschen, mit Seide gestickte Maya-Kalender und sehr gute Lederwaren sind verlockend, daneben wedeln die Huehnerhaendler mit Fliegenklatschen die laestigen Tierchen von ihren Fleischstuecken, die verkauft werden sollen.



Bunt, bunt und nochmals bunt faellt uns als Beschreibung dazu nur ein und creazy. Denn jeder Tourist faellt sofort auf und wird belagert von mindestens 10 Haendlern von allen Seiten gleichzeitig, die auf dich einreden und Ware anpreisen, selbst wenn du an einem Stand etwas ausgesucht hast und in Ruhe um den Preis verhandeln willst. Sie zupfen am Aermel, klopfen auf die Schulter und alle reden auf dich ein. Das halten wir gar nicht lange durch, puhhh ist das anstrengennd. Wollen wir doch auf jeden Fall freundlich bleiben! „no gracias“ verstehen sie einfach nicht.

Der zentrale Marktplatz und auch die umgebenden Strassen sind mit Hunderten von Verkaufsstaenden belegt. Die Haendler kommen bis zu 50 km weit aus den Bergen mit ihren Buendeln auf dem Ruecken oder mit den Huehnerbussen. Sie schlafen meist die Nacht vorher schon auf dem Platz, denn es geht frueh los mit dem Verkauf. Die Morgenkuehle ist jedoch schnell verflogen und das ganze Marktgetuemmel ist ein siedendheisses stickiges Geschehen.



Mitten im Zentrum des Ganzen liegt die Dorfkirche Santo Tomas, wir koennen sie nicht verfehlen, wir riechen von weit her den Weihrauch und bald schon sehen wir den Rauch der vielen Weihrauchopfer der Mayas. Sie sind sehr glaeubig und nutzen ihre Marktpraesenz zu Gebeten und Zeremonien.
Gebete zu Gott und Zeremonien fuer die Goetter, sie vermischen alten und neuen Glauben. Die schmalen Stufen, die zur Kirche fuehren, sind voll mit Menschen und Blumen und Kerzen. Hier moechten sie gern unter sich sein und ungestoert. Das koennen wir gut verstehen. Das laute Marktgeschrei und die vielen Menschen, die sich durch die Menge wuehlen, stoert ihre Andacht jedoch nicht.





Kaufen wollen wir nix. Der Kaeptn wundert sich spaeter, dass ich fuer dieses Nix auch gleich noch 2 Taschen kaufen muss, um es unterzubringen. Ja aber....... endlich treffe ich auf die wunderbar bunten guatemaltekischen Stoffe, deren Kauf schon vor 3 Jahren in der Heimat beschlossen war. Ich feilsche wie eine alte Marktfrau und bin gluecklich ueber meine Beute. Vor meinem Auge entstehen neue Quilts in landesueblichen Farben und Mustern.
Wie man auf den Fotos sieht, tragen viele Indigenas ihre traditionelle Kleidung. Bei den Frauen sind es die Blusen mit der bunten Stickerei (symbolische Motive aus der Natur) im Halsbereich und ihre gewebten Wickelroecke, die von gewebten oder bestickten Wollguerteln gehalten werden. Je nach Stamm tragen sie unterschiedlichen Kopfschmuck im Haar, von bunten Baendern bis zu schlangenfoermig gedrehten Stoffstreifen, die turbanartig in ihr dichtes schwarzes langes Haar geflochten werden. Waehrend sie frueher in guten Zeiten schweren Silberschmuck trugen, erlaubt die Gegenwart nur den Modeschmuck. Die Ohren sind oft bis zu 5 mal durchstochen und mit Ringen geschmueckt. Bei gutem Wetter liegt ein zusammengefaltetes Webtuch auf dem Kopf oder ein schmaler Stoffschal haengt ueber der Schulter.




Jedes Detail der Kleidung hat eine Bedeutung und verraet den Einheimischen untereinander viel ueber Status und Herkunft. In einem Webkunstmuseum in Antigua haben wir viel erklaert bekommen darueber. Es ist sehr interessant.

Aber auch die Maenner tragen zumindest fuer die Markttage ihre Stammestracht. Eine bunte gewebte Hose mit Stoffschaerpe und Hemden, die auch oft verziert sind mit Stickereien. Ein gewebter Hirtenbeutel ist auch ganz typisch fuer sie, selten sehen wir die Bauern ohne dieses Teil.

Nach zwei Stunden suchen wir das Weite. Unsere Abwehrkraefte gegen die hiesigen ausdrucksstarken Verkaufsbemuehungen sind verbraucht. Gehen wir ein Wasser trinken und goennen wir unseren Ohren ein paar ruhige Minuten.



Spaeter am Nachmittag koennen wir zuschauen, wie das ganze Spektakel im Buendel, auf Motorraedern oder Pickap’s verschwindet und alle Straesschen verstopft sind vom Qualm russender alter Huehnerbusse, die viele der Bauern wieder nach Hause bringen.

Unsere Bleibe fuer diese Nacht ist in Panajachel, gelegen am schoensten See des Landes, dem Atitlan-See. Er ist eingerahmt von den Spitzen der drei Vulkane, die meist wolkenverhangen sind. Der Ort selbst ist eine einzige Souvenirbude mit Hotels und Restaurants. Er dient als Ausgangspunkt fuer die Ausfluege in die wunderbare Berglandschaft und die verschiedenen Doerfer rund um den See, die von drei verschiedenen Staemmen der Chakchiquel, der Tzutuhil und der Quiche besiedelt sind.



Am Ufer warten die Faehrboote darauf, die vielen Gringos und auch einheimische Urlauber herueber zu fahren.

Vom Boot aus sehen wir die grosszuegig und muehsam angelegten Terrassenfelder und Gaerten an den Steilhaengen, die den Lebensunterhalt der Anwohner sichern. Die groessten Flaechen aber sind von Urwald bewachsen.

Wir besuchen die Doerfer San Marco, San Pedro und Santiago. In unseren Buechern haben wir bereits viel gelesen von der langen Geschichte des Landes und dieser Staemme und nun hier zu sein, rundet das Alles ab und gibt auch einen kleinen Einblick in die heutigen Verhaltnisse. Jedes Dorf hat festgehalten an einer der traditionellen Herstellungskuenste von Schnitzereien, Webereien oder Toepferware. Geht man durch die Gassen und schaut durch die offennen Tueren, kann man die Menschen bei ihrer Arbeit sehen. Was hier verkauft wird, ist garantiert keine Massenware.



Spaeter geht es noch mal zurueck nach Antigua, bevor wir wieder die lange Heimfahrt antreten. In Guatemala-City hole ich meinen neuen Reisepass ab und endlich sind wir wieder mit so viel neuen Eindruecken und Fotos zurueck an Bord in der Monkeybay-Marina. Aus des Berges Hoehen mit frischer Luft kommend haut die feuchte Schwuele uns jedes Mal so richtig um. So schoen es am Rio Dulce ist, so muede und energielos wie hier haben wir uns noch nirgendwo gefuehlt!


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