Rio de Janeiro

Rio de Janeiro ...... eine 6,5 Millionenstadt und dementsprechend laut, lebendig und pulsierend.
Das Durchschnittsalter der Brasilianer ist mit 29 Jahren erstaunlich jung und dementsprechend gestalten sich auch das Straßenbild und die Veranstaltungen.

Rio – das ist der Zuckerhut, der Christo Redentor, die Copacabana , gewaltige Hochhäuser und ärmste Favelas (Slums) und historische Gebäude sowie Menschen, Menschen, Menschen.
Gewaltige Hochhäuser wechseln sich ab mit mittleren Häusern und in den Außenbezirken gehen sie über in die Favelas , die Armenviertel.

Was wir mit Verwunderung bereits in Cabedelo und weiteren Städten Brasilien wahrgenommen haben, fällt hier verstärkt auf. Jedes Wohnhaus oder jeder Wohnblock ist mit hohen Gittern versehen und von Security bewacht. Du kannst als Fremder in kein Haus hineingehen ohne daß es dir extra geöffnet wird. Sobald es dunkel wird, haben auch die Hotels die Eingänge verschlossen und du mußt klingeln. Diese Sicherheit für die Bewohner bringt es mit sich, daß sie von innen nach draußen immer durch Gitter schauen.



Wir finden ein Hotelzimmer mit 10 Minuten Fußweg zur Copacabana, d e r Strand und Treffpunkt für täglich zahlreiche Cariocas – wie sich die Einwohner von Rio nennen. Natürlich auch eines der beliebtesten Ziele für Touristen, die angesichts der vielen Einwohner so gut wie gar nicht auffallen. Und schließlich sind die meisten Touristen aus dem eigenen Land.

Die Copacabana ist lang und am Strand findet jeder ein Plätzchen für sein Handtuch oder einen Sitzplatz an einer der zahlreichen Kokos-bzw. Fruchtbuden. Wenn die Sonne sich neigt und untergehen möchte, schlürfst du dort in Ruhe einen Sundowner. Landestypisch ist das der Caipirinha, sehr erfrischend und lecker und mit Vorsicht zu genießen. Lemon mit viel Eis und Zucker und .... Zuckerrohrschnaps (Cachaca). Ach ja, wenn wir schon darauf zu sprechen kommen: Cachaca pur ist fast billiger als Wasser oder Brot. Erklärt das doch etwas, warum der Konsum von Schnaps beliebter und zugänglicher ist und damit viel anrichtet – wenn man das sowieso themperamentvolle Gemüt der Brasilianer bedenkt ....

Apropo Getränke, in jeder Straße Rios stoßen wir auf „Fruchtbuden“mit Teigtaschen. Das sind kleine Läden, die alles an Früchten anbieten was es nur gibt, gepreßt als Saft ganz frisch und zusammengestellt nach Wunsch. Es vergeht nun kein Tag ohne einen Becher dieser hochkonzentrierten Vitamine pur. Wir wählen stets die größte Dosis, 750 gr.! Kombiniert wird das Angebot mit Teigtaschen jeglicher Art von Füllung. Mit Käse, Hühnchen , Gehacktem oder Wurst. Mangels Verständigung wissen wir fast nie, was wir bestellt haben. Ist auch nicht wichtig, denn sie schmecken alle sehr gut. Das ist ein typisches kleines Essen in Brasilien, diese Teigtaschen und du gewöhnst dich sehr schnell daran.
Noch eine Besonderheit an Getränken ist ein sehr süßer Saft, er wird frisch gepreßt auf Bestellung aus Zuckerrohr. Wir probierten auch ihn, aber ist Zucker pur – für uns zu süß. Für die Cariocas eine Köstlichkeit.



Hier und da kommt eine einheimische Musikgruppe hinzu, die irgendwo stehenbleibt und laut ihr Können zeigt. Dazu tanzen sie und ziehen dann weiter. Vor allem jetzt, kurz vor dem Karneval hält es sie nicht mehr in Räumen. Brasilianer möchten sich bewegen, singen und tanzen und das nicht allein zu Haus. Laute Musik hörst du immer und überall. Es gehört zu ihnen, es liegt ihnen im Blut. Ein ruhiger Schlaf wird nicht verhindert dadurch, darin unterscheiden sie sich von uns :-)

Zahlreiche Straßenhändler bieten Ware oder Erfrischungen an. Sie laufen den ganzen Tag über mit zum Teil schweren Taschen durch den Sand. Kein leichtes Brotverdienen!



Wir merken, daß wir uns in einem kaum von den Cariocas unterscheiden. Am Ende eines Tages ist es das Schönste, abends an der Copacabana zu sitzen und zu schauen. Es gibt genug zu sehen und jeder genießt es, wenn die Hitze nachläßt.

Die Hauptsache ist nicht das Badevergnügen, die meisten Abschnitte am Strand sind wegen der Strömung nicht freigegeben zum Schwimmen. Es stehen jedoch reichlich Flächen und Tore für Fuß- oder Volleyball zur Verfügung. Man sagt, nirgendwo sei die Leidenschaft für Fußball so groß wie in Brasilien. Hier hat Jung und Alt Zeit und Gelegenheit für allabendliches Training. Wenn im Fernsehen ein Fußballspiel übertragen wird, sitzen die entsprechenden Fans in den Bars zusammen und jubeln und weinen zusammen – lautstark versteht sich. Selbst bei der untersten Liga. Die Geschäfte quellen über von Fanutensilien und es scheint, fast jeder hat mindestestens das grün-gelbe T-Shirt das die Nationalflagge bildet


Für die ganz Kleinen gibt es Spielplätze. Viele ältere Cariocas kommen auch einfach mit ihrem eigenen Klappstuhl und stellen ihn irgendwohin um mittendrin im Geschehen zu sein. Sonntags wird die lange Straße, die sich am gesamten Strandgebiet bis in die anderen Stadtteile z.B. Ipanema und Leblon hindurchzieht, gesperrt für den Autoverkehr. Dann ist Platz für die vielen Bummler, Fahrräder oder kleinsten Plastikautos für Kleinkinder. Ein völlig anderes Bild als sich dir in der Woche darstellt.
Etwas fällt uns in Brasilien immer wieder auf, vor allem hier in der Millionenstadt. Nirgendwo ist wirklich Hektik. Es ist laut und manchmal schrill, aber sonst verläuft das Alltagsleben auch in der Stadt ziemlich gelassen und ruhig. Ich kann mir vorstellen, daß dies sehr viel mit der Hitze zu tun hat. Man versucht, mit Ruhe seine Arbeit zu tun und den Tag vergehen zu lassen. Du mußt nur Zeit haben, wenn du etwas einkaufen möchtest. Zügig geht da nix vonstatten.



Nein, so verlockend es ist, wir waren nicht nur an der Copacabana. Rio hat noch mehr im Angebot zum Gucken und Staunen und wir sind neugierig genug darauf.

Einen Tag verbringen wir auf dem Berg Corcovado, dem Schauplatz für die Erlöserstatue Christo Redentor. Als Wahrzeichen von Rio ebenso oft zu sehen aus fast jeder Richtung wie der Zuckerhut. Wir fahren mit einer Zahnradbahn hoch zum Christos und diese Fahrt zeigt uns zu beiden Seiten bereits die phantastische Perspektive dieser Stadt. Leider ist heute kein strahlender Sonnentag, so verschwinden manche Stadtteile hinter Wolken und der Zuckerhut sieht aus, als wenn er verdampft.
Oben angekommen pustet der Wind regelmäßig kräftig in die Wolken und wir bekommen doch noch unsere Fotos.
Die Erlöserstatue wurde als eines der „Sieben Neuen Weltwunder“ ausgewählt im Juli 2007 in Lissabon. In dieser Höhe eine nochmal so große Statue – diese Kombination zusammen mit dem Blick hinunter auf die Bucht von Rio ...... sehr beeindruckend. Die ausgebreiteten Arme des Jesus scheinen dem ganzen Land den Segen zu geben und es ist ein gutes Gefühl, dortoben zu stehen und es auf uns wirken zu lassen.



Ein anderer Tag lockt uns in den Jardim Botanico , den botanische Garten. Für Naturfreunde wieder einmal ein Paradies. Den Fotos räumen wir daher einen extra Block ein, wenn wir auch jetzt beim Betrachten merken, durch den Park zu laufen und es wahrzunehmen ist etwas ganz Anderes.


Das zweite große Wahrzeichen Rios ist der Páo de Acucar, der berühmte Zuckerhut. Das ist eigentlich nur ein 396 m hoher Felsen, der sich auf der Halbinsel Urca in der Guanabucht erhebt. Auch ihn siehst du oft aus verschiedenen Richtungen. Anhand der berühmten Wahrzeichen kannst du dich gut orientieren in den verschiedenen Stadtteilen.



Die Busse in Rio fahren ebenso wie überall im Land mit Handzeichen. Auch hier sind die Fahrpreise so unbedeutend, daß wir kreuz und quer durch die Stadt fahren in alle Richtungen. Vor allem, wenn nach ausgiebigen Tagestouren die Füße weh tun, steigen wir manches Mal einfach irgendwo ein und fahren mit. So siehst du viel mehr, als du zu Fuß erreichen könntest. Und wenn uns etwas lockt, steigen wir dort einfach aus.

An einem Tag machte uns die Hitze uns so zu schaffen, daß wir einfach 4 Stunden Linienbus gefahren sind. Wir hatten wohl vor, auf der Hälfte auszusteigen, aber dann tat das Sitzen so gut. Wir blieben einfach im Bus und fuhren wieder mit zurück. Der Fahrer wunderte sich nicht wenig, daß wir die ganze Fahrt mitmachten bis zur Endstation und dann auch wieder zurück. Leider konnten wir auch nix erklären, „no valla portugiesisch“ bzw. brazil – er spricht kein englisch. Die Rückfahrt durften wir nicht bezahlen, er dachte wohl, als Touristen wären wir desorientiert oder wir hätten vergessen rechtzeitig auszusteigen und als Vertreter des Landes tat ihm das leid. In den 4 Stunden hatte er sich richtig an uns gewöhnt. Wir bedankten uns beim Aussteigen nochmal ausgiebig und er winkte uns noch lange nach.

So vergehen die Tage im Nu . Vor der Abreise besuchten wir noch ein sehr schönes Indio-Museum
Es zeigte die Geschichte der Indios in früherer Zeit und ihre Kunsthandwerke. Eines von diesen kleinen unspektakulären Museen die wir uns gern ansehen, weil sie so anschaulich und wenig theoretisch sind



Wir hatten für Rio eine Woche eingeplant und die war viel zu schnell vorüber. Aber das ist wohl immer der Fall, wenn es dir irgendwo so gut gefällt. Jedoch nehmen wir mit dem guten Gefühl Abschied, in dieser kurzen Zeit recht viel gesehen zu haben.

Aber nun freuen wir uns auf Salvador de Bahia und wir sind schon ganz gespannt darauf.


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