Bahamas

Grand Bahamas und Bimini
Januar 2011



Ja, konsequent koennen sie sein, der Kaepten und seine Crew .......... wir wollen hier nur „urlauben“ und da haben wir strenge Regeln. Faulenzen, lesen und herumspazieren und faulenzen und nochmals faulenzen. 3 Wochen haelt dieser Zustand an, dann ist der Kaepten so kraftvoll aufgeladen, dass die neuen Wasserleitungen im Boot verlegt werden und bei dieser Gelegenheit auch im neuen Jahr kurzfristig ein heilloses Chaos in unserer engen Behausung entstehen kann.

Ich muss zugeben, die Gelegenheit ist guenstig, Warmer Wind weht, die Sonne scheint mal mehr oder weniger, aber die Temperaturen mit meist um die 25 Grad sind sehr angenehm. Wasserleitungen sind nun mal unterirdisch und versteckt. Um unten im Boot herumzukriechen wie eine Schnecke bei minimaler Bewegungsmoeglichkeit ist es ein grosses Plus, wenn nicht gleichzeitig die Gefahr des Erstickens oder des Schmelzens droht.



BAHAMAS - ein Traumziel auf der Reiseroute? Die Eindruecke der Hochglanzposter und Lockangebote in Katalogen der Reisebueros zeigen es, das Meer ist tatsaechlich so kristallklar und tuerkis und Palmen saeumen die weissen Sandstraende. Bis auf den Grund sehen koennen wir und auch die vielen Riffe und Felsen sind gut auszumachen bei der Navigation durch die Fahrrinnen.

Die Bahamas sind kein harmloses Gebiet fuer Segler, die Wassertiefe auf den Baenken betraegt im Durchschnitt kaum mehr als 2 m, also ist stete Aufmerksamkeit angesagt. Oft haben wir auch nur 30 cm Wasser unter dem Kiel. Aber wie gesagt, die Sicht unter Wasser ist glasklar und so kommen wir gut damit zurecht.

Grand Bahamas und auch Bimini sind natuerlich traumhafte Ziele fuer Taucher, Surfer, Schnorchler und Angler und Badeurlaub. Alles, was das Meer bietet ist toll, die Moeglichkeiten ausserhalb des Wassers stehen im krassen Gegensatz dazu. Da faellt mir nur das Wort „Entzauberung“ ein als treffende Bezeichnung.



Wir liegen in Freeport in einer kleinen Marina fast allein. Ein paar Boote sind abgestellt und unbewohnt und das der Marina angeschlossene Ressort ist so gut wie leer. Fuer die wenigen Gaeste lohnt sich keine Bewirtung (Restaurant vorhanden aber geschlossen)
und so muessen sie selber sehen, wie sie sich versorgen. Hoert sich so einfach an, ist aber nur mit grossem finanziellen Aufwand zu meistern. Freeport gilt nach Nassau als zweitgroesste Stadt der Bahamas und hat aber dennoch nicht einmal ein kleines Stadtzentrum. Von unserer Marina aus koennen wir nur mit dem Taxi dorthin, ein Weg kostet 14 Dollar. Wir haben Vorraete und kochen an Bord, aber die Hotelgaeste muessten fuer jede Mahlzeit ein Taxi nehmen oder fuer die Dauer des Aufenthaltes einen Leihwagen, was ihr Budget meist unvorbereitet und unwissend schnell aufbraucht, kaum jemand kommt wieder. Nur ein Beispiel fuer den jetzigen Zustand auf der gesamten Insel und das in der Hauptreisezeit. Bahama wird hauptsaechlich von Amerikanern besucht, die Naehe zu USA ist foerderlich bei ihrer Urlaubsplanung und es gibt ueberall auf den bewohnten Inseln viele Sommer- und Zweitresidenzen der Oberen Zehntausend.

Wir sehen fast nur Verkaufsangebotsschilder „for sale“ an den Villen oder leerstehende fast zerfallende Haeuser und zahlreiche Rohbauten, die vor Inbetriebnahme bereits den Pleitegeier gesehen haben. Private Bauten genauso wie Urlauberressorts. Unsere Marina ist nur ein Beispiel davon. So finden wir auch keine typisch karibische Szene oder Atmosphaere, keine karibischen Klaenge oder die lautstarke „hey-man“ afro-amerikanische Gemuetlichkeit und deren Flair.



Es scheint, dass es hier bessere Zeiten gegeben hat, Aufschriften auf den maroden Resten von kleinen Huetten zeigen, dass es hier wohl doch schon Restaurants oder Geschaefte gegeben haben muss. Jetzt gibt es nur in der Naehe der wenigen grossen Buerogebaeude auslaendischer Banken oder Firmen einen kleinen Supermarkt und ein paar winzige Geschaefte fuer den allerkleinsten Bedarf des Alltags der Einheimischen.

Nur dort begegnen wir ein paar Menschen beim Einkauf, ein paar Jugendliche hocken zusammen mit Dosenbier und kloenen, ansonsten sind wir ueberall allein. Am Strand treffen wir auch nur vereinzelte Spaziergaenger. Trostlos empfinden wir die Alltagsszene. Die Preise im Supermarkt sind gigantisch, entsprechend die Abwesenheit der Kunden und somit ist auch die Frische von Obst und Gemuese laengst entwichen. Wir fragen uns nur, wie schaffen es die Leute hier, mit ihren Grossfamilien sich zu ernaehren? Die wenigen Menschen, die wir waehrend unserer Zeit hier sehen, sind freundlich aber sehr distanziert und wir kommen nicht ins Gespraech. Locker und leicht, wie wir es von Jamaika und Trinidad oder Brasilien kennen, ist es hier nicht.



Das Taxi bringt uns zum Internationalen Bazar mit ueber 100 Geschaeften, whow, denken wir, als wir das im Reisefuehrer lesen, – au weiha, als wir dort sind. Da in Freeport im Industriehafen ein Anlegesteg fuer Kreuzfahrtschiffe liegt, hat man einst diesen Bazar angesiedelt mit grossen Hoffnungen in Bezug auf die Reisenden, die hier einkaufen sollen.
Fast ueberall, wo wir diesem Phaenomen begegnen - Cruiser kommt, legt an, Gaeste raus in die Geschaefte fuer einen Tag und abends sind sie wieder weg – funktioniert das. Hier nicht, von den 100 Geschaeften sind kaum 10 in Betrieb. Es wirkt wie eine kleine Geisterstadt. Leer sind die meisten Gebaeude oder mit Brettern die Fenster und Tueren zugenagelt. Ein paar wenige Andenkenlaeden mit fast gleichem Angebot bieten die typischen Mitbringsel an, die die Meernaehe bietet Muscheln, Sonnenhueten oder T-Shirts mit Bahama-Aufdruck ....... auch hier laufen wir fast allein um die Haeuser. Und das zur Weihnachtszeit. ......... die wenigen Anbieter, die ihre Laeden geoeffnet haben, versuchen natuerlich , leider auch sehr aufdringlich, wenigstens ein paar Sachen zu verkaufen und lassen dir keine Ruhe zum Gucken und Aussuchen.
Das sind die Eindruecke waehrend unseres Aufenthaltes und es zieht uns nichts mehr weg aus dem Hafen. Wir verbringen die Zeit mit Spaziergaengen am Meer, schwimmen faellt wegen des noch kalten Wassers leider aus. Aber es ist schoen, wieder ohne Vermummung und Frieren die Tage zu verbringen.



Nach den Feiertagen segeln wir nach Bimini, legen uns in North-Bimini an den Steg. Es ist ein schoener Platz und wie in vielen Marinas hier sind die Stege direkt im Meer und nicht geschuetzt vor Wind und Wellen. Wie sich herausstellt in den folgenden Tagen, schaukeln wir dennoch wenig und fuehlen uns recht wohl hier.

Die einzige Strasse des Ortes ist der Kings Highway, die sich ueber sage und schreibe 7,5 km hinzieht. An dieser Strasse befinden sich alle offiziellen und sozialen Gebaeude sowie ein paar wenige kleine Laeden fuer den taeglichen Bedarf, in zweiter Reihe die einfachen Wohnhaeuser der wenigen Einwohner des Ortes und dahinter sieht man bereits auf jeder Seite das offene Meer.

Bei unseren taeglichen Spaziergaengen am Strand entlang fallen die zahlreichen Ruinen auf. Die Art der Zerstoerung laesst darauf schliessen, dass Hurricans hier arg gewuetet haben. In diesem Bereich der Karibik und insbesondere auf den Bahamas hat keine Gemeinde Geld fuer einen Neuaufbau der Gebaeude geschweige denn fuer die Beseitigung der Ruinen oder entwurzelter Baeume.

Eine kleine Einwohnerschar zaehlt Bimini und kaum Touristen. Ganz am Ende liegt ein Urlaubsressort, wir sehen aber auch dort keine Menschen herumlaufen oder am Strand liegen. Wie auf Grand Bahama zeigen verwitterte Plakate und Mauern mit Aufschrift, dass es auch hier einmal mehr Besucher und Anbieter von Waren oder Restaurants/Grills gegeben haben muss.
Leider koennen wir darueber nichts in Erfahrung bringen. Die Distanz zu den Menschen hier bleibt auch auf Bimini, ein Gespraech zu fuehren ueber mehr als das Wetter und das Meer hinaus ist nicht moeglich. Dass wir uns fuer sie und ihr Leben auf dieser kleinen Insel wirklich interessieren und mehr darueber wissen moechten, koennen sie nicht wirklich nachvollziehen. Das ist das erste Mal waehrend unserer Weltreise so, faellt uns auf.



Allgemein bekannt ist wohl nur, dass die gesamten Bahamas die Auswirkungen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Amerika zu spueren bekommen und die Einnahmen durch den Tourismus daher enorm gesunken sind und die Folgen sich auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche erstrecken. Das ist die offizielle Version und was dann real ist an einem so wunderbaren typischen Traumziel der Welt, hat wenig zu tun mit den Vorstellungen davon, die wir im Gepaeck Hirn mit uns mitbringen. Ich denke, auch das ist o.k., wenn ich es mit einflechte in unsere Berichte. Natuerlich spielt auch die geschichtstraechtige Vergangenheit noch mit in die Gegenwart hinein, aber darueber liest man am besten in Geschichtsbuechern nach, wir bleiben jetzt nur in der Gegenwart und bei dem, was wir wahrgenommen haben.

Der King’s Highway ist rasch "erobert", bleiben die restlichen Tage fuer die Strandlaeufe und lange Gespraeche. Wir haben viel Zeit und Ruhe fuer uns und konkretisieren unsere Reiseplaene fuer 2011.

Jetzt steht es endgueltig fest, wir haben uns fuer Lateinamerika entschieden und freuen uns sehr darauf. Bei Amazon bestellen wir noch ein paar entsprechende Reisefuehrer , die wir wieder bei Michael vom TO abholen koennen. Diesen sicheren und freundlichen Post-Service und seine absolute Hilfsbereitschaft und Zuverlaessigkeit waehrend der vielen Monate in Amerika werden wir in der Zukunft sicher sehr vermissen.



Nachdem der eingangs erwaehnte Einbau der neuen Wasserleitungen ohne grosse Komplikationen beendet ist und unser neues groesseres Reiseziel feststeht, werden wir auch wieder unruhig und wollen weiter. Die Bahamas umfassen 700 meist unbewohnte und 30 teils bewohnte Inseln, die wir gar nicht alle kennenlernen koennen. Wie schnell ist es auch wieder Juni und damit der Beginn der Hurricansaison. Als Segler bewegen wir uns stets zwischen den Wetterbedingungen und den eigenen Wuenschen zu Reisen hin und her und so verabschieden wir uns nach drei Wochen von den Bahamas.

Inzwischen sind wir wieder in Fort Lauderdale und haken die ToDo-Liste ab und bereiten uns langsam auf die naechste grosse Fahrt vor. Belize, Honduras und Guatemala wollen wir mit dem Boot bereisen, waehrend der Hurricansaison an einem sicheren Ort am Rio Dulce parken und mit dem Rucksack weitere Busreisen ins Land hinein unternehmen. Das ist die grobe Planung, die Feinheiten ergeben sich wie immer erst unterwegs. Das ist das Schoene an unserem freien Leben, die Planung ist die eine Sache, was anschliessend dabei herauskommt, wissen wir nie so ganz vorher. Wir sind gespannt und berichten natuerlich wie immer davon.



(C) 2008 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken